Lärmend und leidenschaftlich begehen die Sizilianer die Tage vor der Fastenzeit. Neben den bekannten Schauplätzen an der Ostseite der großen Insel findet in und um Palermo ein sehr viel mysteriöser und archaischer Karneval statt. Eindrucksvolle Umzüge, historische Darstellungen, wertvolle Kostüme und pathetisches Spektakel – die Tage erscheinen als Wiedergeburt einschneidender Ereignisse sämtlicher Jahrhunderte, die die Menschen aufgewühlt haben. Und – wie könnte es anders sein - zentrales Thema der aufwändigen Darbietungen ist eine fatale Liebesgeschichte. Symbolhaft für die Verstrickungen fundamentaler Gegensätze, bietet der Karneval Anlass, diese brodelnde Stadt aus der Nähe kennen zu lernen.

Palermo besticht durch sein kontrastreiches Wesen: prunkvolle Barockbauten stehen direkt neben Ruinen, und die überwältigende Kathedrale ist Sinnbild der Geschichte Siziliens: Ihre uralten Grundmauern wurden im 9. Jahrhundert von den Sarazenen entheiligt und in eine Moschee verwandelt. Schließlich haben die Normannen sie erobert und in riesigen Dimensionen neu gebaut, doch jedes Jahrhundert hat stets seinen Teil ergänzt und verändert.

Neben dem Spektakel eines Karnevals mit theatralischen Ereignissen darf man eintauchen in diese faszinierende Stadt der Widersprüche: in den Glanz seiner Plätze, Kirchen und Theater, in die bunten Farben und die appetitanregenden Düfte auf den traditionsreichen Märkten, und in die Geschichte der Fremdbestimmungen und Ausbeutungen, die sich heute durch die Mafia fortsetzt.  Dicht gedrängter Gesprächsstoff oder gar Zündstoff – in einer Stadt mit magischer Anziehungskraft.